Vogelgrippe - ein unterschätztes Risiko?
Hohen Neuendorf [ENA] Vogelgrippe in Brandenburg - mehr als 1500 Kraniche gestorben und das liebe Federvieh im Privatstall läuft Gefahr, sich zu infizieren. Jetzt ist Sicherheit und Kuscheln angesagt. Wildvogelkontakt gilt es zu vermeiden. Freilaufen war gestern-wer möchte schon seine Zweibeiner verlieren?
Die Geflügelpest, auch als Vogelgrippe oder Vogelpest bekannt, stellt ein häufig unterschätztes Risiko dar. Zurzeit sind Mitarbeiter der Gemeinde Fehrbellin und des Naturschutzbundes damit beschäftigt, tote Vögel im Linumer Teichland und im Raum Neuruppin einzusammeln. Besonders betroffen ist das Linumer Rhinluch, das als größter Kranichrastplatz Europas gilt und zeitweise bis zu 60.000 Vögel beherbergt. Derzeit rasten dort zahlreiche Kraniche auf ihrem Weg in ihre südlichen Überwinterungsgebiete.
Ursachen und Verbreitung der Geflügelpest
Die Erkrankung wird durch hochpathogene aviäre Influenzaviren (HPAI) der Subtypen H5 und H7 verursacht. Am häufigsten handelt es sich um das H5N1-Virus, das ursprünglich aus Asien stammt und seit fast zwanzig Jahren auch in Europa und weltweit auftritt. Die Infektion führt bei Geflügel zu dramatischen Krankheitsverläufen mit einer Sterblichkeit von bis zu 100 Prozent. Aufgrund der schnellen Ausbreitung wird sie als Geflügelpest bezeichnet. Tatsächlich handelt es sich um eine Vogelgrippe (verwandt mit der humanen Influenza = Grippe).
Die Übertragung erfolgt durch direkten und indirekten Kontakt zwischen Vögeln. Die direkten Hauptübertragungswege sind Tröpfchen- und Schmierinfektionen zwischen infizierten und empfänglichen Vögeln. Beim Niesen, Husten oder Rufen scheiden infizierte Vögel virushaltige Sekrete aus den Atemwegen aus. Diese werden durch die Luft als Aerosole aufgenommen und infizieren andere Tiere in der Nähe. Durch Schnäbeln, Putzen, gegenseitiges Füttern oder engen Kontakt werden virushaltige Sekrete und Kot direkt übertragen. Besonders bei Wasservögeln spielt die fäkal-orale Übertragung über Gewässer eine entscheidende Rolle. Die Viren bleiben im kalten Wasser über Wochen infektiös, wodurch sich ganze Populationen an Rastplätzen anstecken können.
Ferner kann die Übertragung auch indirekt u.a. über Fomite (d.h. kontaminierte Gegenstände oder Materialien) erfolgen. Dazu zählen u.a. Geräte, Fahrzeuge, Schuhe, Kleidung (Übertragung durch verschleppten Kot, Staub oder Federn), Futter und Einstreu (wenn sie mit Wildvogelkot kontaminiert sind), Transportkisten, Eierverpackungen, Tierkäfige. Das Virus kann auf Oberflächen überdauern und es ist außerordentlich stabil in der Umwelt, insbesondere bei niedrigen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit (im Kot überlebt HPAI bis zu 35 Tage bei 4 °C, im Wasser mehrere Wochen, unter Gefrierbedingungen sogar länger).
Natürliche Wirte und Ausbreitung durch Wildvögel
Das natürliche Reservoir des HPAI-Virus H5N1 sind Wildvögel, insbesondere Wasservögel wie Möwen, Schwäne, Enten, Gänse und aktuell vor allem Kraniche. Während des Vogelzugs können diese Vögel das Virus über weite Strecken ausbreiten – von Ostasien über Europa bis nach Afrika. Besonders kritische Phasen sind Rast- und Überwinterungszeiten, in denen viele Vögel auf engem Raum zusammentreffen und das Infektionsrisiko besonders hoch ist.
Gefahr für Hausgeflügel und Maßnahmen zum Schutz
Auch Hausgeflügelbestände sind gefährdet. Insbesondere zur Vorweihnachtszeit sind bereits mehrere Gänsebestände infiziert worden, was zur vollständigen Keulung der betroffenen Tiere führte. Die Übertragung auf Hausgeflügel erfolgt meist indirekt, etwa durch Kontakt zu Wildvögeln über Tränkwasser, Einstreu oder bei Freilandhaltung, sowie durch Einschleppung durch Personen, Fahrzeuge oder Gerätschaften. Auch Futter- und Einstreulager im Freien, kontaminierte Eier, Käfige oder Tiertransporte können eine Rolle spielen. Wichtigste Schutzmaßnahme ist konsequente Biosicherheit: Trennung von Wildvögeln und Hausgeflügel, Hygieneschleusen, Schutzkleidung und Desinfektion. Der wirtschaftliche Schaden ist derzeit noch nicht bezifferbar.
Gefährdung anderer Tierarten und des Menschen
Eine Übertragung auf andere Säugetiere kann auftreten, meist jedoch durch das Fressen infizierter Vögel oder Kontakt mit kontaminiertem Material. Betroffen waren bisher unter anderem Füchse, Marder, Seehunde und Katzen. Eine gegenseitige Ansteckung dieser Tiere wurde bislang nicht beobachtet, mit Ausnahme von Fällen in Pelztierfarmen oder bei Milchkühen (z. B. in den USA), bei denen das Virus vermutlich über kontaminiertes Melkgeschirr oder Sekrete übertragen wurde.
Für den Menschen ist das Infektionsrisiko gering. Eine Übertragung wurde nur selten dokumentiert und fand fast ausschließlich bei engem Kontakt zu infiziertem Geflügel oder kontaminierten Materialien statt. Mensch-zu-Mensch-Übertragungen des aktuell in Europa zirkulierenden H5N1-Stammes sind nicht bekannt. Dennoch sollten Personen mit Kontakt zu Geflügel Schutzmaßnahmen wie das Tragen von Handschuhen, Atemschutz und Schutzkleidung sowie die Einhaltung von Hygienevorschriften beachten. Tote Wildvögel sollten nicht angefasst, sondern den Veterinärbehörden gemeldet werden.
Herausforderungen bei der Bekämpfung und aktuelle Lage
Obwohl das Kranichsterben unvermindert anhält (mittlerweile handelt es sich schon um mehr als 1000 Tiere), zögern die Landkreise und das Land Brandenburg weiterhin, das Technische Hilfswerk (THW) oder die Bundeswehr zur Unterstützung bei der Kadaversuche und -entsorgung einzusetzen. Es bleibt offen, wann und wie die Kadaverbeseitigung professionalisiert wird und ob weitere Virusmutationen neue Wirte infizieren könnten.
Deutschland erlebt derzeit eine anhaltend hohe Virusaktivität, vor allem im Zusammenhang mit dem Herbstvogelzug. Das Risiko für Hausgeflügel bleibt hoch, während für Rinder, andere Wiederkäuer und Menschen aktuell keine erhöhte Gefahr besteht. Empfohlen werden strikte Biosicherheitsmaßnahmen, konsequente Überwachung und internationale Zusammenarbeit. Insgesamt ist die Lage angespannt, aber unter Kontrolle: H5N1 bleibt in Wildvögeln aktiv, und Geflügelhaltungen sind gefährdet. Für Rinder, andere Wiederkäuer und Menschen besteht derzeit kein erhöhtes Risiko.
Deutschland erlebt derzeit eine anhaltend hohe Virusaktivität, vor allem im Zusammenhang mit dem Herbstvogelzug. Das Risiko für Hausgeflügel bleibt hoch, während für Rinder, andere Wiederkäuer und Menschen aktuell keine erhöhte Gefahr besteht. Empfohlen werden strikte Biosicherheitsmaßnahmen, konsequente Überwachung und internationale Zusammenarbeit. Insgesamt ist die Lage angespannt, aber unter Kontrolle: H5N1 bleibt in Wildvögeln aktiv, und Geflügelhaltungen sind gefährdet. Für Rinder, andere Wiederkäuer und Menschen besteht derzeit kein erhöhtes Risiko.
Quellen: • EFSA & ECDC (2025): Avian Influenza Overview, Juni–September 2025. • Friedrich-Loeffler-Institut (2025): Risikoeinschätzung HPAI H5, Stand 20. Oktober 2025. • FLI (2025): FAQ Hochpathogene Aviäre Influenza, Stand 24. Oktober 2025. • EFSA (2024): The Role of Mammals in Avian Influenza – A Review. • Radar Bulletin Deutschland, September 2025. • Dokument: Geflügelpest – das unterschätzte Risiko (2025).




















































