Buchreview: Die besten Strategietools in der Praxis

Zu jedem Kapitel wird die Leitfrage gestellt, wozu dieses Tool benutzt wird und welche Ergebnisse erzielt werden sollen. Zur Struktur gehören die hervorgehobenen Textblöcke „Merke“, „Checkliste“, „Tipp“ und „Beachte“. Schwerpunkt ist die Transformationen in den Unternehmen zu unterstützen. Dabei werden neben unternehmerischen Strategien auch die Verhaltensstrategien von Mitarbeitern und anderen Stakeholdern wie z.B. Kunden berücksichtigt. Das Buch zeichnet sich aus durch den Umfang der Tools und deren unmittelbarer Anwendbarkeit.

Insbesondere möchte ich den Baum zur Navigation, der neben anderen Tools im Downloadbereich unter „Strategietools-Vorlagen“ als interaktive Anwendung in Powerpoint mit über 350 Seiten vorliegt, hervorheben. Das ist eine hervorragende Ergänzung zum Buch, damit die Strategietools in der Praxis wirksam und stringent angewendet werden können. Das Navigationstool ist ebenso ein effizientes Mittel für die Wiederholung des Gelernten mit dem Fokus auf dem Wesentlichen.

Die am meisten angewendeten Tools in der Strategiefindung sind: Marktwachstums-/Marktanteils-Portfolio von Boston Consultant Group, Marktattraktivität-/Wettbewerbsstärken-Portfolio von McKinsey, die SWOT-Analyse und die Marktfeldstrategien nach Ansoff und die Wettbewerbsstrategien nach Porter. Die Case Study „Logistikoptimierung“ und die drei unterschiedlichen Fallbeispiele dazu bieten einen sehr praxisnahen Einstieg in die Vorgehensweise mit Unterstützung der Tools, wie z.B. Artikelklassifizierung hinsichtlich der Wertigkeit (ABC-Analyse) und der Analyse der Verbrauchsschwankungen (XYZ-Analyse), um die Optimierung der Prozesse voranzubringen.

Beispiele: an die ABC-Analyse schließt häufig die XYZ-Analyse an. Die erstere konkretisiert die Priorisierung auf die wichtigsten Segmente durch die Sammlung der Werte der einzelnen Teile des Segments und der Darstellung in einer Graphik, die die Segmente A B und C nach ihrer wertschaffenden Bedeutung aufzeigen. Die Pareto-Regel, nach der das Verhältnis 80/20 von Ertrag zum Aufwand herausgestellt wird, kommt zur Anwendung. Im Beispiel werden 20% Aufwand in A Kunden investiert, damit 80% des Umsatzes in diesem Segment erreicht werden können. Die XYZ-Analyse hingegen bezieht sich auf die Vorhersagefähigkeit des Absatzes und damit der Option der optimalen Bestellungsgröße der Produktgruppe.

Szenariotechniken zur Darstellung eines erwarteten, ggf. eines „Best Case Szenarios“ oder eines pessimistischen Szenarios sind in Zeiten der Disruption ein notwendiges Instrument, um auf die Fragen der Zukunft vorbereitet zu sein und die adäquaten Antworten geben zu können. Die Umsetzung der Strategie gelingt mit der Anwendung durch die entsprechenden Methoden wie Projektmanagement, agiles Projektmanagement und/oder Kanban Methoden. Das Buch gibt dazu einen guten Überblick und erklärt die Zusammenhänge der einzelnen Elemente dieser Vorgehensmodelle. Es empfiehlt sich, die Umsetzung als Projekt oder bei größeren Vorhaben als Programm durchzuführen.

Projekte sind einmalige Vorhaben und können je nach der Aufgabengröße sehr komplex und mit Risiken in Kosten, Zeit und Qualität verbunden sein. Das Buch zeigt den Projektatlas, der die Schüsselelemente in „soft facts“ und „hard facts“ unterscheidet. Die Organisationstrukturen und Methoden werden als „hard facts“, das vernetzte Arbeiten der Projektbeteiligten als Elemente der „soft facts“ darstellt. Mit dem Modell für Projekt Excellence können und die Prozesse optimiert werden. Grundsätzlich empfiehlt es sich professionelle d.h. zertifizierte Projektmanager mit der Aufgabe der Leitung des Projektes/Programmes zu betrauen „Eine Zertifizierung vermindert Unsicherheiten beim Auftraggeber und gibt allen Projektbeteiligten Orientierung.“

Der Autor bewertet die IPMA-Zertifizierungen höher als die PMI-Zertifizierung. Diese pauschale Beurteilung kann ich nicht teilen. Gerade PMI ist für internationale Unternehmen von Vorteil, da die Methoden primär in englischer Sprache zur Verfügung stehen und weltweit anerkannt sind. Eine wichtige Anmerkung der Autoren, Autorinnen: „Das Tool selbst kann nicht den Kontext für strategisches unternehmerisches Handeln liefern.“ Insofern sind die Manager*innen der Unternehmen angewiesen, die kontextbezogene strategischen Analyse mit ihrem spezifischen Wissen selbst vorzunehmen und die Tools nur als Mittel zum Zweck einzusetzen. In diesem Sinne liefern die Tools nur einen indirekten Beitrag zu den strategischen Fragestellungen.

Eine weitere Case-Study wird angeboten. Die Case Study „Planung und Bewertung des effizienten Technologieeinsatzes“ kombiniert die Szenariotechnik, die Break-even-Analyse und die Scoring-Modelle zur Nutzwertanalyse und die Marktattraktivität-Wettbewerbsstärken-Portfoliotechnik. Das Beispiel konstruiert die Anwendung der Tools für den Einsatz von Radio-Frequency Identification (RFID). Ergänzt wird die Case Studie durch drei Fallbeispiele mit dem Einsatz der RFID-Technologie in unterschiedlichen Anwendungsbereichen. Ein Ergebnis ist z.B. dass eine Monetarisierung der Nutzenpotenziale in über 75 % der betrachteten Fälle erreicht wurde.

Im Vergleich zu zahlreichen anderen Veränderungskonzepten verfolgt Kotters Acht-Schritte-Modell die explizite Miteinbeziehung der Mitarbeiter, da sie als der Schlüsselfaktor für das Gelingen eines Transformationsvorhabens angesehen werden. Die Kardinalfehler des Change bzw. Transformationsprozesses werden dargestellt und die acht Schritte beschrieben, um diese zu vermeiden. Ergänzend wird die Drei-Phasen-Vorgehensweise von Lewin aufgenommen. Auch hier steht der Mensch im Mittelpunkt der Veränderung. In Bezug auf die Scoringmodelle wird im Downloadbereich eine Excel-Vorlage mit Beispielen zur Berechnung des Scores unter Einbeziehung von vier gewichteten Faktoren für drei Produkte oder Dienstleistungen bereitgestellt.

Dieser unmittelbare Praxisbezug erhöht den Nutzen des Buches. Buch: Asum/Kerth/Klein/Wohlert: Die besten Strategietools in der Praxis Welche Werkzeuge brauche ich wann? Wie wende ich sie an? Wo liegen die Grenzen? 7. Auflage von 2023, Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG, München