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Besessenheit Langlebigkeit

Verantwortlicher Autor: NAD Bern, 17.10.2024, 10:37 Uhr
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aus der Reihe "the new human agenda"  Bild: NAD News

Bern [ENA] Die Frage der sogenannten „Longevity“ ist in den letzten Jahren zum Hype in der Gesellschaft geworden. Immer mehr Menschen erfreuen sich einer erhöhten Lebenserwartung. Doch während die Anzahl der Lebensjahre steigt, stellt sich die entscheidende Frage: Wie steht es um die Qualität dieser Jahre?

"Man muss ein schlechtes Leben mehr fürchten als der Tod"

Seit einigen Jahren werden erhebliche Summen gezahlt, um die biomedizinische Forschung wiederzubeleben und das Altern besser zu verstehen. Dieser Trend ergänzt die in der Vergangenheit unternommenen Bemühungen die Geheimnisse der Langlebigkeit zu verstehen. Da die Lebenserwartung insgesamt weiter steigt, besteht die Herausforderung darin, in diesen zusätzlichen Jahren eine gute Gesundheit zu gewährleisten. Um das Ziel zu erreichen, versuchen Wissenschaftler, die natürliche Lebensspanne zu verschieben, um problemlos über 115 Jahre hinaus leben zu können. Nach Ansicht von Spezialisten für das Altern ist diese Suche keine Utopie mehr, wie sie es einst zu Zeiten von Gilgamech oder Faust war.

Allerdings würde diese Hoffnung, wenn sie Wirklichkeit wird, unser Leben und insbesondere das empfindliche demografische Gleichgewicht unserer Gesellschaften zutiefst verändern. Schauen wir uns nun die wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekte dieser Suche nach ewiger Jugend an. Können wir gesund über hundert Jahre alt werden? Unsere Lebenserwartung wächst um zwei Jahre pro Jahrzehnt und hat sich bereits mehr als verdoppelt. Doch Langlebigkeit sollte nicht nur als eine bloße Zahl betrachtet werden, sondern vielmehr als eine Chance, ein erfülltes und vitales Leben zu führen. Ein längeres Leben ohne gesundheitliche Vitalität, geistige Klarheit oder soziale Teilhabe kann vielmehr zu einem Zustand des Leidens und der Isolation führen.

Daher ist es wichtig, den Fokus nicht nur auf die Quantität der Lebensjahre zu legen, sondern auch auf die Bedingungen, unter denen diese Jahre verbracht werden. Diese Diskussion ist besonders relevant in Anbetracht der demografischen Veränderungen, die unsere Gesellschaften prägen. Die Herausforderungen, die mit einer alternden Bevölkerung einhergehen, erfordern innovative Ansätze in den Bereichen Gesundheit, Politik und soziale Systeme. Es gilt, Konzepte zu entwickeln, die nicht nur das Überleben, sondern auch das Wohlbefinden und die Lebensqualität im Alter fördern.

Aristoteles' Konzept der Eudaimonie, oft als „Gedeihen“ oder „Wohlbefinden“ übersetzt, bietet einen nützlichen Rahmen für diese Diskussion. Laut Aristoteles ist ein gutes Leben eines, das durch die Erfüllung des menschlichen Potenzials und die Kultivierung von Tugenden gekennzeichnet ist. Im Kontext der Langlebigkeit impliziert dies, dass die Verlängerung des Lebens von Bemühungen begleitet werden sollte, das körperliche, emotionale und intellektuelle Wohlbefinden zu verbessern, um es den Individuen zu ermöglichen, während ihrer verlängerten Jahre zu gedeihen.

Die Mehrdimensionalität der Lebensqualität

Die Mehrdimensionalität der Lebensqualität, bietet einen umfassenden Rahmen für das Verständnis des Wohlbefindens im Alter. Dieses weitreichende Konzept berücksichtigt nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch den psychischen Zustand, die Unabhängigkeit, soziale Beziehungen und die Umgebung eines Menschen. Diese vielschichtige Betrachtungsweise ermöglicht es, die komplexen Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Lebensbereichen zu erfassen und zu verstehen, wie sie die Gesamtqualität des Lebens beeinflussen. Die körperliche Gesundheit bildet das Fundament der Lebensqualität, da sie direkt die Fähigkeit zur Teilnahme am täglichen Leben und zur Ausführung von Aktivitäten beeinflusst.

Sie steht eng im Zusammenhang mit dem in der Gesellschaft vorherrschenden Aktivitätsparadigma und der oft geäußerten Angst vor Bedeutungslosigkeit im Alter. Der psychische Zustand, der emotionales Wohlbefinden, kognitive Funktionen und psychische Gesundheit umfasst, ist eng mit dem Selbstwertgefühl und der Wahrnehmung der eigenen Relevanz verknüpft. Dieser Aspekt wird stark von gesellschaftlichen Altersbildern und dem allgemeinen Wertewandel beeinflusst. Unabhängigkeit verstanden als die Fähigkeit selbstständig zu leben und Entscheidungen zu treffen, ist ein weiterer Schlüsselfaktor. Sie ist mit der Autonomie im Alter eng verknüpft und wird sowohl durch technologische Entwicklungen als auch die individuelle Fähigkeit zur Anpassung geprägt.

Soziale Beziehungen, sowohl in Qualität als auch in Quantität, adressieren die Herausforderungen der zunehmenden Individualisierung und sozialen Isolation in modernen Gesellschaften. Sie sind entscheidend für das Gefühl von Zugehörigkeit und Bedeutung im Alter. Die Umgebung, einschließlich der physischen Wohnumgebung und des Zugangs zu Ressourcen und Dienstleistungen, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Sie wird durch gesellschaftliche Strukturen und technologischen Fortschritt beeinflusst und kann erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität haben.Neben diesen objektiven Faktoren ist die subjektive Wahrnehmung der eigenen Lebensqualität von großer Bedeutung.

Diese individuelle Bewertung wird durch persönliche Werte, Erwartungen und kulturelle Normen geprägt und kann sich durch den gesellschaftlichen Wertewandel und veränderte Rollenverständnisse im Alter verschieben. Die Kombination aus subjektiven und objektiven Indikatoren ermöglicht eine ganzheitliche Betrachtung der Lebensqualität. Es ist wichtig zu betonen, dass Lebensqualität kein statisches Konzept ist, sondern sich im Laufe des Lebens dynamisch verändert. Sie wird durch Lebensereignisse, Anpassungsprozesse und sich wandelnde Prioritäten beeinflusst. Dies erfordert eine kontinuierliche Neubewertung und Anpassung von Interventionen und Unterstützungsmaßnahmen für ältere Menschen.

Kulturelle und gesellschaftliche Einflüsse spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle bei der Bewertung von Lebensqualität. Was in einer Kultur als "gutes Leben" im Alter gilt, kann in einer anderen ganz anders aussehen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung in verschiedenen kulturellen Kontexten. Die Interdependenz der verschiedenen Dimensionen der Lebensqualität ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Verbesserungen in einem Bereich können positive Auswirkungen auf andere Bereiche haben.

Herausforderungen der Langlebigkeit

Die Herausforderungen der Langlebigkeit erfordern eine ganzheitliche Analyse, die die verschiedenen Faktoren und ihre Wechselwirkungen berücksichtigt. Statt einzelne Aspekte isoliert zu betrachten, muss ein Netzwerk aus Einflüssen und Beziehungen erkannt werden, um die Dynamik des Alterns besser zu verstehen. Das Wohlbefinden im Alter wird durch physische, psychische, soziale und umweltbezogene Aspekte geprägt, was die Komplexität des Themas unterstreicht. Erfolgreiche Strategien zur Steigerung der Lebensqualität im Alter müssen daher alle diese Dimensionen einbeziehen. Nur ein umfassender Ansatz kann nachhaltige Lösungen bieten, um den demografischen Wandel zu bewältigen und ein erfülltes Leben im Alter zu ermöglichen.

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