Donnerstag, 13.11.2025 19:12 Uhr

Amazonien-Ausstellung in Pforzheim

Verantwortlicher Autor: Rainer Welker Pforzheim, 31.07.2025, 13:48 Uhr
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Pforzheim [ENA] Ein Bild, in Amazonien gemalt, wird zum Raum. Im Panorama des Gasometers wandert das Auge rundum von Szene zu Szene und wird dabei immer mit neuen Bildelementen konfrontiert. Man steigt in die Höhe bis in die Baumkronen und schaut nach unten als wäre man an einem Baum empor geklettert. Jede Etage eine neue Perspektive. Je nach Tageszeit erlaubt die Dreidimensionalität einen Blick in die Tiefe des Lebensraumes.

Aber beginnen wir von vorne und wandern gemeinsam durch die Installation Amazonien. Wir beginnen den Rundgang quasi im Keller Amazoniens. Im Rund der unteren Etage ist eine kleine Auswahl von präparierten Insekten, Faltern, Spinnen zu sehen. Eine Artenvielfalt, die ihresgleichen sucht. Tierpräparation, auch bekannt als Taxidermie, und naturgetreue Modelle spielen eine wichtige Rolle für Biologie und Umweltschutz. Sie ermöglichen das Konservieren von Tierarten und das Nachbilden ihres natürlichen Aussehens für Forschung und Öffentlichkeitsarbeit.

Präparate sind für Museen unverzichtbar, bieten die Möglichkeit, exotische Arten aus nächster Nähe zu betrachten und dienen der Wissenschaft als Referenzmaterial. Der Amazonas-Regenwald beherbergt rund 10 \% aller bekannten Tierarten der Erde. Viele dieser Arten sind vom Aussterben bedroht, oft noch bevor sie entdeckt wurden. Naturgetreue Präparate helfen, die ökologischen Zusammenhänge zu verstehen und die Folgen der Zerstörung zu begreifen.

Moderne Methoden wie 3D-Scanning, Gefriertrocknung und Plastination ermöglichen präzisere und haltbarere Präparate und Modelle. Diese Fortschritte tragen dazu bei, dass Taxidermie und Modelle weiterhin von großem Nutzen sind, um den ökologischen Reichtum des Amazonas für kommende Generationen erfahrbar zu machen. Leider fehlt bei Bildern der Vergleich mit bekannten Größen. Käfer und Falter, die deutlich größer als ein Handteller sind, lassen die Einzigartigkeit der Natur Amazoniens erahnen.

Ein kleiner Videoraum zeigt die Arbeit von Yadegar Asisi ebenso wie seine Arbeit im Regenwald. Aus einem riesigen Gemälde wird letztlich im Photoshop ein realistisches Abbild des Regenwaldes. Aus vielen Facetten eines riesigen Gebietes entsteht eine Einheit, die dem Betrachter alles abfordert. Die historischen Rotunden mit Höhen und Durchmessern von über 30 m sind selten geworden in Deutschland. Aber nur in solchen Dimensionen, die zum Glück im Gasometer in Pforzheim vorhanden sind, kann man die Wirkung und die Dimension des Regenwaldes begreifen.

Es wird Zeit, eine Stufe höher zu steigen und den Regenwald zu betreten. Das Regenwaldgebiet Amazoniens ist trotz seiner Größe von über 7 Millionen Quadratkilometern (die BRD würde etwa 20 mal hineinpassen) stark bedroht. Er macht rund 17 \% der gesamten Waldfläche der Erde (40,6 Millionen Quadratkilometer) aus. Pro Minute geht eine Fläche von mehr als zwei Fußballfeldern Regenwald verloren. Das sind pro Tag ca. 2 880 Fußballfelder.

Neben der Zunahme von Naturkatastrophen und extremen Wetterereignissen zählen daher die fortschreitende Entwaldung, landwirtschaftliche Rodungen und illegaler Holzeinschlag zu den größten Bedrohungen. Der Verlust der Wälder Amazoniens verschärft den Klimawandel. Steigende Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster machen die Wälder anfälliger für Brände, was viele Arten gefährdet. Trockenperioden schwächen die Bäume, während Straßenbau und Rohstoffabbau Lebensräume fragmentieren.

Lebensraumverlust, Klimawandel und Übernutzung bedrohen das Ökosystem Amazoniens erheblich. Diese Wechselwirkungen gefährden die Widerstandsfähigkeit der Wälder und ihre Rolle für das Weltklima. Die erheblichen Risiken der Zerstörung Amazoniens für die Menschheit sind seit Jahrzehnten bekannt, dennoch haben wirtschaftliche Interessen oft Vorrang vor Umweltschutzmaßnahmen.

Auf dunklem Boden stehend, als wäre rundum Wasser, schaut man auf die Kulisse des Regenwaldes. Wasser – das alles verbindende und bestimmende Element des Urwaldes. Akustisch untermalt von Klängen des Pianisten und Komponisten Eric Babak. Klänge, die sehr aufwendig von Chören und Orchestern eingespielt und vor Ort auf Raum, Bild und Licht abgestimmt werden. Jedes Stilmittel wird eingesetzt, um das Panoramaerlebnis bestmöglich zur Geltung zu bringen.

Alles läuft perfekt zusammen und ist eine Gesamtkomposition. Yadegar Asisi sagt in einem Interview: „Beim Panorama muss man das klassische Repertoire erweitern durch Raum, Licht und Töne – seien es Geräusche oder Musik. In meinen Augen sind diese Zusatzebenen geradezu existenziell.“ Man sieht sich in der unteren Ebene auf Augenhöhe mit den Bewohnern des Regenwaldes – gleich ob Mensch oder Tier.

Im Zentrum des Gasometers befindet sich ein Treppenaufgang, der einen Ebene für Ebene bis ins Blätterdach des Regenwaldes führt. Während des Aufstiegs wechseln Tag und Nacht, Regengüsse, Gewitter und Sonnenschein. Alles hat seinen eigenen Reiz und seinen Aus- und Anblick. Ein Erlebnis, das nur schwer in Worte zu fassen ist. Hinfahren und sich der Welt Amazonien hingeben – das ist es, was ich dem geneigten Leser nur ans Herz legen kann. Die Ausstellung ist geplant bis Ende 2026 und kostet für Erwachsene aktuell 13 €.

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