
"Lützi Bleibt!" vom Winde verweht

Lützerath [ENA] Ruppiger Wind und strömender Regen zum Trotz sind Tausende Menschen an den Rand des rheinischen Tagebaus gekommen, um gegen den Abriss des Dorfes Lützerath zu demonstrieren, – darunter auch die Schwedin Greta Thunberg. Am Ende ruft sie den Demonstranten zu: "Ich sag "Lützi" - ihr sagt?" - "Bleibt!".
Protest im knietiefen Schlamm: Am Samstag hatten viele Tausend Menschen bei strömendem Regen und böigen Wind im benachbarten Ortsteil Keyenberg (etwa 3,4 Kilometer von Lützerath entfernt) demonstriert. Die Polizei sprach von 15 000 Teilnehmern. Die Veranstalter haben mit achttausend Menschen gerechnet, es kommen trotz des fürchterlichen Wetters mehrere Zehntausend quer durch alle Generationen und von überall aus dem Land: Busse aus Berlin und Hamburg, Lübeck, Stuttgart oder Frankfurt. In den Bahnhöfen von Münster, Köln und Düsseldorf geht zeitweilig ob der Menschenmassen, die sich auf den Weg zur Demonstration machen, nichts mehr.
Die Schwedin Greta Thunberg, 20, spricht
Als dann deutlich verspätet eine zierliche Greta Thunberg, 20, die „Ikone der Klimabewegung“, ihre auf Englisch gehaltene Rede beginnt, sind Tausende immer noch auf dem Weg zum Kundgebungsgelände Keyenberg (etwa 3,4 Kilometer von Lützerath entfernt, ein Ortsteil von Erkelenz westlich von Köln. Sie spricht von Deutschlands Blamage in der Klimafrage, wie „absolut absurd“ es sei, weiter Kohle zu verstromen gegen alles Wissen um die Klimavernichtung. „Die wahren Führungspersönlichkeiten sind da drüben: Es sind die Menschen, die in den Baumhäusern sitzen und Lützerath seit Jahren verteidigen“, sagt Thunberg.
Als sie die verwüstete Garzweiler-Welt mit „Mordor“ https://lotr.fandom.com/de/wiki/Mordor) verglich dem Schicksalsberg des Bösen im „Herrn der Ringe“, brach erneut lange Jubelrufe aus. Übrigen: Über die Besetzungen als Mittel der Klimabewegung sagte sie im Interview mit dem SPIEGEL (https://www.spiegel.de/politik/greta-thunberg-zu-luetzerath-protesten-druck-von-unten-ist-die-beste-methode-die-wir-haben-a-8fb96a6f-f104-4405-ae61-2b37cf97daf2): »Was sie hier gemacht haben, war sehr beeindruckend und hat enorme Aufmerksamkeit gebracht. Ich merke auch, dass die internationale Klimabewegung hier sehr genau hinschaut, sich darüber austauscht. Die Aktionen hier haben etwas ausgelöst.«
Es pfeift und weht, sodass sie sich während ihrer Rede immer wieder die zerzausten Haare aus dem Gesicht streichen muss: "Sorry!" Dann sagt sie an ihre Zuhörer gewandt: "You are the saints, and you are the hope!" Sie sind die Heiligen und die Hoffnung. Wenn die Regierungen versagten und mit Konzernen paktierten, müssten die ganz normalen Menschen die Dinge eben selbst in die Hand nehmen. "Lützerath ist noch da, und solange die Kohle noch in der Erde ist, ist dieser Kampf nicht zu Ende", sagte die 20-Jährige unter dem Jubel der Zuhörer. Dennoch scheint "Lützi Bleibt!" vom Sturm und Wind verweht zu sein.