
9184 km Luftlinie fürs Seelenheil
Ciudad de Panamá [ENA] Wer journalistisch privilegiert ist, stets nahe an ein sich ausbildendes Geschehnis heranzurücken, um synchron oder leicht zeitverschoben als Berichterstatter Zeugnis für sein Auditorium bzw. seine Leserschaft abzulegen, entwickelt u.U. einen gewissen Tunnelblick – sprachlich ironisiert mit "déformation professionelle" (berufliche Verzerrung) karikiert. Um dieser auszuweichen, muss man mitunter weg vom Heimathafen.
Europäische Niedergangsszenarien aus grosser Entfernung zu betrachten, tut dem Gemüt zwar immer noch unheimlich weh, doch die unmittelbare Last, ihr ohnmächtig beizuwohnen, schmilzt dahin. Egal, ob Deutschlands Wirtschaft von einer ideologisch überkandidelten Regierung an die Wand gefahren wird, die Aktionäre der Credit Suisse faktisch enteignet und Italien massenhaft von Migranten geflutet wird oder die 5. französische Republik - brennend auf der Kippe - nicht anders denn als schicksalsgeweihtes Auslaufmodell eingestuft werden kann.
Alles wirkt relativ, zumal die unmittelbare Betroffenheit entfällt. Weit weg, gebietet die Welt über anders gelagerte Chancenmodelle sowie über differenziertere Herausforderungen als in heimatlichen Gefilden, wo die Abläufe einem seit Jahrzehnten gleich dünken, wenn man – aus schweizerischer Sicht – mal von der harschen Verwendung des Notrechts (rund um die AXPO, der grossen Produzentin erneuerbarer Energie, des immer noch in wesentlichen Teilen in Kraft befindlichen Covid-Gesetzes sowie der „Rettung“ der altehrwürdigen Credit Suisse) absieht.
In einer Subsistenzwirtschaft besagt einem Gendern nichts, ist die Gleichstellung der Geschlechter durch gemeinschaftlich zu erwirkende Überlebensnotwendigkeiten in einem Höchstmass gefordert. Die Wahl, auf hohem Niveau an der Behebung von Luxusproblemen wie Klimawandel etc. herumzuwerkeln oder sie gar agendamässig auszuschlachten, besteht schlicht nicht. Abstand schafft Gleichgewicht - ganz besonders in der journalistischen Betrachtung.