Tobias Schlegl mit seiner Mutter auf dem Jakobsweg

Wien [ENA] Das neue Buch von dem deutschen Medienprofi und Notfallsanitäter Tobias Schlegl "Leichtes Herz und schwere Beine: Mit Mama auf dem Jakobsweg 713 Kilometer um meine Mutter besser kennenzulernen" ist vielleicht auch deshalb zu einem Bestseller geworden, weil es zu einem gewissen Grad zur Dekonstruktion eines gängigen Rollenschemas beiträgt und dadurch Neugierde, wenn nicht Sehnsucht weckt.

Viele Kinder erleben ihre Eltern meistens nur in der Rolle als Mutter oder Vater und machen selten den Versuch oder haben wenig Gelegenheit dazu den Generationenunterschied zu überbrücken. Tobias Schlegl geht den Jakobsweg von Pamplona nach Santiago de Compostela mit seiner 73jährigen Mutter Sieglinde, weil es schon lange ihr Wunsch war und weil er sie eigentlich besser kennenlernen wollte, bevor sie alt und gebrechlich wird. Überraschenderweise findet er auf dem Weg etwas Unerwartetes, nämlich eine ganz neue Dimension seiner Beziehung und entdeckt seine Mutter als witzig, abenteuerlustig und stark. Während der Reise hat sie ihm das erste Mal die OP-Narbe gezeigt, die von einer Brustkrebs Operation zurückgeblieben ist.

Es tut weh, mit den eigenen Eltern über den Tod zu sprechen, wenn man beobachten muss, dass sie langsam gebrechlich werden. Oft will man es nicht wahrhaben und blendet es aus, resümiert der Autor bei einem Interview. Aber als Notfallsanitäter hat er viel mit dem Tod zu tun und hat dadurch gelernt, dass er zum Leben dazugehört, fügt er hinzu. Der Jakobsweg, ein Netz mittelalterlicher Pilgerrouten führt zum Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela im Norden Spaniens. Für Tobias und seine Mutter war er ein Weg zur Begegnung und vielleicht eine Metapher für eine Reise zur spirituellen Erneuerung und Selbsterkenntnis, in der die Reise das eigentliche Ziel geworden ist, in der sich das Mutter-Sohn-Verhältnis ganz neu definieren konnte.