Donnerstag, 14.11.2024 09:34 Uhr

Kleine Ernte – Gute Qualitäten

Verantwortlicher Autor: Karl J. Pfaff Traben-Trarbach, 28.10.2024, 14:03 Uhr
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Traben-Trarbach [ENA] Die kleinste Ernte seit Jahrzehnten liefert klassische Mosel-Weine. Das ist das Bilanzfazit im Weinanbaugebiet, betont Henning Seibert, der Vorsitzende vom Moselwein e.V . Die Winzerinnen und Winzer im Weinanbaugebiet Mosel freuen sich in diesem Herbst über goldgelbe, gesunde Trauben mit herrlichen Fruchtaromen. Auch im Keller läuft es gut, denn die Gärung der Moste erfolgt überwiegend reibungslos.

Die Grundlage für feine, aromatische Weine mit moderatem Alkoholgehalt ist gegeben. 2024 ist ein klassischer Mosel-Jahrgang, darin sind sich die Erzeuger einig. „Die Qualität ist gut, es ist ein Kabinett- und Spätlese-Jahr“, sagte Henning Seibert, Vorsitzender des Moselwein e.V., in der Herbstpressekonferenz der Gebietsweinwerbung in Traben-Trarbach. Doch die Freude ist nicht ungetrübt. Denn die Erntemenge ist sehr klein. Schuld daran sind Frost kurz nach dem Austrieb der Reben im April, großflächiger Hagel im Mai sowie Pilzkrankheiten, die sich infolge der häufigen Niederschläge ausbreiteten.

Daher fahren die Winzerinnen und Winzer an Mosel, Saar und Ruwer die kleinste Erntemenge in den vergangenen 50 Jahren ein. Die Gesamtproduktion im Gebiet von Serrig bis Koblenz beläuft sich auf rund 510.000 Hektoliter, so die Schätzung des Weinbauverbandes Mosel. Damit liegt das Ergebnis im Jahrgang 2024 um 30 Prozent niedriger als die durchschnittliche Erntemenge der vergangenen zehn Jahre. 2023 lag die Erntemenge mit 724.000 Hektolitern fast exakt im Mittelwert der letzten zehn Jahrgänge. Dabei ist die Lage in den verschiedenen Bereichen des Anbaugebietes sehr unterschiedlich.

Besonders groß sind die Einbußen an Saar und Ruwer sowie im Raum Trier, wo der Frost in manchen Weinlagen die komplette Ernte zunichtemachte oder die Winzerinnen und Winzer nur einen Bruchteil der üblichen Traubenmenge ernten können. Der großflächige Frost im April traf auch viele Rebflächen hart, vor allem in Seitentälern wie an der Lieser. Die ausgiebigen und ständigen Regenfälle in Verbindung mit warmer Witterung sorgten zudem für starkes Wachstum von Reben und begrünten Rebzeilen und somit für viele Arbeitsstunden zur Pflege der Weinberge. Ein derart arbeitsreiches Jahr im Weinberg hat es nach Aussage vieler Winzerinnen und Winzer noch nie gegeben. Die Produktionskosten stiegen daher stark bei gleichzeitig geringem Ertrag.

Die Traubenlese der frühreifenden Sorten sowie für Sektgrundweine begann in der ersten Septemberhälfte, die Hauptlese für Burgundersorten und Elbling Mitte September. Der Erntestart für den Riesling fiel je nach Region sowie Ausmaß der Frostschäden sehr unterschiedlich aus, zwischen der letzten Septemberwoche bis Mitte Oktober. Während an der Terrassenmosel viele Weinbaubetriebe Mitte Oktober die Lese schon beendeten, starteten die Kolleginnen und Kollegen an Saar und Ruwer erst mit dem Riesling. Voraussichtlich wird die Lese vereinzelt noch bis Ende Oktober dauern.

480.000 Hektoliter – das sind 94 Prozent der Erntemenge 2024 – entfallen nach den aktuellen Schätzungen des Weinbauverbandes Mosel auf Weißweinsorten. Die Rebsorte Riesling mit einem durchschnittlichen Ertrag von 60 Hektolitern je Hektar macht mit rund 316.000 Hektolitern etwa 62 Prozent der gesamten Ernte im Gebiet aus. Von der zweithäufigsten Sorte Müller-Thurgau kamen in diesem Jahr bei einem niedrigen Hektarertrag von 70 Hektoliter insgesamt 50.000 Hektoliter in die Keller. Gute Erträge lieferte dagegen der Elbling, dritthäufigste weiße Sorte, mit durchschnittlich 100 Hektoliter pro Hektar. Weiß- und Grauburgunder kommen jeweils auf einen durchschnittlichen Hektarertrag von 60 Hektolitern.

Die Marktsituation an der Mosel führt laut Matthias Walter insgesamt zu Mostpreisen, die sich deutlich von anderen Anbaugebieten in Rheinland-Pfalz abheben. Mitte Oktober lagen die Mostpreise für Riesling-Qualitätswein bei einem Euro je Liter, für Weißburgunder bei 1,20 Euro sowie bei Grau- und Spätburgunder bei 1,50 Euro. Vor allem der hohe Exportanteil wirkt sich an der Mosel stabilisierend auf die Most- und Fassweinpreise aus. 25 bis 30 Prozent der jährlichen Weinproduktion werden in 100 Länder auf der ganzen Welt ausgeführt. Im Jahr 2023 verzeichnete der Export von Moselwein laut Verband Deutscher Weinexporteure (VDW) einen Zuwachs um 1,1 Prozent im Wert und einen Rückgang um 1,8 Prozent in der Menge.

Die USA und China sowie Großbritannien sind die wichtigsten Auslandsmärkte für Moselwein. Vor allem China und Großbritannien entwickelten sich in den vergangenen Jahren sehr positiv für die Mosel-Exporteure. In China wurde das Anbaugebiet Mosel vor wenigen Tagen von einer großen Online-Handelsplattform als „Beste internationale Weinregion des Jahres“ ausgezeichnet. Die Ehrung basiere auf der Auswertung von Verkaufsdaten und Marktforschung, so die Agentur des Deutschen Weininstitutes in China. Die Ehrung für die Weinregion Mosel unterstreiche nicht nur die „außergewöhnliche Qualität ihrer Weine“, sondern auch ihre Popularität unter den chinesischen Konsumenten, so Jeuce Huang, Direktorin des DWI-Büros in China.

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