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Galerie Gugging Vienna: Art Brut wird salonfähig

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien , 05.05.2023, 08:32 Uhr
Kommentar: +++ Kunst, Kultur und Musik +++ Bericht 8308x gelesen

Wien [ENA] Anscheinend soll nichts mehr an das schaurige Schicksal der ehemaligen Landes-Irrenanstalt Gugging erinnern, als höchstens der Name, denn Gugging ist in der Zwischenzeit in der Kunstszene von Art Brut ein Markenzeichen geworden, dass Interessierte und Sammler*innen anlockt, die sich auf dieses Spezialgebiet der Kunst eingeschworen haben und den künstlerischen Ausdruck seelisch Kranker besonders interessant finden.

Und wirklich ist auch die Dependance der Galerie Gugging in der Dominikaner Bastei 10 in der Wiener Innenstadt eher ein eleganter Salon, in dem man neben Bildern auch fein verpackte Dinge erwerben, gepflegt essen, in Kunstbüchern schmökern oder gemütlich einen Kaffee trinken kann. Unaufdringlich hängen in diesem freundlichen Ambiente die Kunstwerke von Basel Al-Bazzaz, Helmut Hladisch und Karl Vondal. Allen Künstlern gemeinsam ist, dass sie in dem eher noblen, sozialtherapeutisch geführten "Haus der Künstle" in Gugging leben, das sozusagen das Erbe des 2007 aufgelösten Krankenhaus der Psychiatrie angetreten hat, in dem der Psychiater Dr. Leo Nawratil vor einigen Jahrzehnten die psychoanalytische Kunst Therapie entwickelt hatte.

Die Bilder selbst strahlen eine gewisse verhaltene Freundlichkeit aus, so als wäre der Vulkan der Emotionen in der schönen Kaufwelt der freundlichen Galeriebesitzer, dem Ehepaar Marco und Ulli Simonis, gebändigt worden. Bei näherer Betrachtung der Bilder lassen sich aber durchaus Details erkennen, die auf eine verzweifelte Auseinandersetzung mit Triebmomenten hindeuten, die in einer komplexen Gesellschaftsstruktur nicht immer bewältigbar sind. Die fröhlichen Farben und die Betonung der Bildgrenzen durch in vielen Fällen akribisch gezeichneten Details, machen die Ausstellung "Colour Splash", die vom 26. April bis 28.August 2023 in der Dominikaner Bastei 10 in Wien zu sehen ist, zu einem Kunsterlebnis der besonderen Art.

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