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Gedanken zur Philosophischen Praxis

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 07.12.2021, 11:24 Uhr
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Wien [ENA] Eignet sich die Philosophie zum Gespräch ähnlich wie es in z.B. in der Psychoanalyse und anderen Gesprächstherapien üblich geworden ist? Wenigstens beteuern das eine ganze Reihe von philosophischen Praktiker*innen, die die Philosophie wie das olympische Feuer zu den verirrten Schafen der Massengesellschaft tragen wollen, damit das Dasein wieder Gewicht, das Hiersein Bedeutung und die Gegenwart Sinn bekommen kann.

Das klingt verführerisch und zu einfach. Denn Philosophie war immer auch geistige Flucht vor der Übermacht der Politik und Gesellschaft mit ihren totalen Herrschaftsansprüchen, ihrer Gewalt und Grausamkeit und war und ist keine Wohlfühloase. Wie sonst kann man die wunderbaren Eleaten oder Stoiker verstehen, die sich lieber in die Großartigkeit der Natur versenkten und dadurch Weisheit und Gemütsruhe erlangten, die ihnen in den Stürmen des Lebens Ruhe und Geborgenheit gaben? In Anbetracht der wechselhaften Geschichte der Philosophie ist die heutige Entwicklung zur sogenannten Philosophischen Praxis bemerkenswert. Richtig begonnen hat es 1981 mit Dr. Gerd B. Achenbach, der die Gesellschaft für Philosophische Praxis gegründet hat.

Er sieht die philosophische Lebensberatung als Alternative zur Psychotherapie für Menschen mit Sorgen und Problemen. Dabei soll Philosophie die Klienten weder belehren noch mit Theorien bedienen. Es gilt auch nicht die "Gäste" aus dem Triebschicksal sondern sie aus ihrem Begriffsschicksal zu befreien. Kein Zweifel, damit hat sich die Philosophische Praxis eine Herkulesaufgabe gestellt, denn der Versuch philosophisches Wissen und Methodik für die breite Öffentlichkeit zugänglich und als kapitalistische Ressource für Einzelpersonen und Organisationen nutzbar zu machen, ist ein fast verwegenes Unternehmen. Denn eigentlich war Philosophie immer als blühender Garten gedacht, in dem die Größe des inneren und äußeren Kosmos entdeckt werden kann.

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