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Rezension: "Die zerrissene Republik"

Verantwortlicher Autor: Karl J. Pfaff/Michael H. Schmitt Basel/Weinheim, 28.02.2020, 21:39 Uhr
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Basel/Weinheim [ENA] Vor wenigen Wochen erschien Christoph Butterwegges Dokumentation über wirtschaftliche, soziale und politische Ungleichheit in Deutschland, so der Untertitel des Buches. Wer eine leicht verständliche Einlassung über die heutige Situation vieler Bundesbürger erwartet, irrt. Christoph Butterwegge ist Politikwissenschaftler und Armutsforscher und stellt Auswirkungen der neoliberalen Politik der letzten Jahrzehnte dar.

Er hat mit diesem akademisch-wissenschaftlichen Buch ein grundlegendes Werk geschaffen, welches die Auswirkungen der politischen Verantwortlichen und Influenzer der letzten Jahrzehnte beschreibt, die maßgeblich für die Umverteilung von unten nach oben und das immer weitere Auseinanderklaffen der Schere zwischen ganz arm und ganz reich beschreibt. Jahrelang haben die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Eliten die wachsende Ungleichheit verdrängt.

Heute versuchen sie die daraus erwachsenen Krisen wie das Erstarken der AfD (Alternative für Deutschland), das politisches Desaster in Thüringen, zunehmenden Rechtsradikalismus mit den Morden des NSU, an Walter Lübcke, dem Massenmord in Hanau und einer ganzen Reihe von Steuerskandalen (Cum-Ex) abzumildern, in Teilen gar zu verschleiern. Doch die Öffentlichkeit ist alarmiert und wehrt sich, zumindest vorübergehend, gegen die Missstände, die die Demokratie in stärkste Bedrängnis bringen.

Butterwegge untergliedert seine Thesen in sechs Themenbereiche: 1-Definitionen, Dimensionen und Diskussionen über Grundlagen der gesellschaftlichen Ungleichheit, 2 -Untersuchungen zur (west)deutschen Sozialstruktur zwischen seriöser Empirie und purer Ideologie, 3-Sozialstrukturentwicklung und Diskurskonjunkturen der Ungleichheit, 4 -Erscheinungsformen der wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheit, 5-Entstehungsursachen und Entwicklungstendenzen der Ungleichheit: Prekarisierung, Pauperisierung und Polarisierung6-Konturen und Perspektiven einer zerrissenen Republik.

Teil 6 behandelt Konturen und Perspektiven einer zerrissenen Republik (US-Amerikanisierung der Sozialstruktur, des sozialen Klimas und der politischen Kultur; Rechtspopulismus; Verlustängste, Abstiegssorgen und Panikreaktionen der Mittelschicht; Alternativen zur wachsenden Ungleichheit). Butterwegges Fazit zum Zusammenhang zwischen ökologischer Krise und sozioökonomischer Ungleichheit: „Solange der Neoliberalismus in den mächtigsten Staaten der Welt die Wirtschaft ebenso dominiert wie die übrige Gesellschaft, wird es keine ökologische Nachhaltigkeit geben.

Anders formuliert: Ohne mehr sozioökonomische Gleichheit kann es weder Gerechtigkeit noch Frieden mit der Natur geben“ (S. 393). Deshalb sei eine umfassende politische System-, also Fundamentalkritik notwendig, die die destruktiven Folgen kapitalistischen Wirtschaftens anprangert und Alternativen benennt. Und dafür sei ein harter Klassenkampf von Nöten. Ein Buch für alle, die einen fundierten Überblick zur wissenschaftlichen und politischen Diskussion über das Thema „Soziale Ungleichheit“ und die sozialen Verhältnisse in Deutschland suchen. Ein Grundlagenwerk zum Nachschlagen, um zu einzelnen Aspekten des Themas zu recherchieren. Butterwegge: Die zerrissene Republik, Verlag Beltz Juventa, Weinheim, Basel 2020, 414 Seiten, 24,95 €

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