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Mortalitätsraten bei herzchirurgischen Eingriffen

Verantwortlicher Autor: David Aebischer Zürich, 01.11.2022, 14:00 Uhr
Fachartikel: +++ Politik +++ Bericht 6868x gelesen
Ethik und Medizin in der Schweiz
Ethik und Medizin in der Schweiz   Bild: DMZ Mittelländische Zeitung - David Aebischer

Zürich [ENA] Bereits vor drei Jahren haben wir von Prof.Dr.med.Dr. h.c. Paul Robert Vogt das Manuskript „Zur Reform des Schweizerischen Gesundheitswesens - Ein auf Ethik und Medizin basierendes Konzept“ veröffentlicht. Darin wurde verlangt, dass das Gesundheitswesen gerecht, funktionell und effizient sein soll.

„Es soll „ethisch“ sein und den Vorstellungen von „gut“ entsprechen. Das Primat im Gesundheitswesen besteht in den medizinischen Leistungen, welche zum Nutzen der Patienten erbracht werden. Das aktuelle Chaos in der zukünftigen Strategie für unser Gesundheitswesen basiert auf fundamentalen, krassen Fehlinterpretationen der Politik, der Ökonomie und der Gesellschaft als Ganzes, welche eine adäquate Reorganisation unseres Gesundheitswesens aus Eigennutz zum Schaden aller verhindern.“

Aktuell wurden die Ergebnisse des Herzchirurgie-Zentrums des «Universitätsspitals Zürich» unter Prof. Dr. med. Dr. h.c. Paul Robert Vogt transparent veröffentlicht und zeigen deutlich auf, wie man innert kürzester Zeit die Patientensicherheit gemäss ärztlicher Sorgfaltspflicht und der damit einhergehenden risiko-adjustierten Qualitätsförderung und Kontrolle zu fördern und abzusichern vermag. Praxis folgt konsequent der Theorie, wenn man denn mag. Ein konkretes Vorbild und Beispiel also, wie man im Rahmen eines medizinischen Qualitätswettbewerbs zur Förderung der Indikations- und Behandlungsqualität und damit die nachfolgende Kosteneffizienz des Gesundheitssystems langfristig fördern könnte.

Dies kann gelingen, wenn die Politik auch tatsächlich bereit dazu ist und das vermeintliche Wirtschaftswohl nicht weiterhin über die Patientensicherheit stellen würde. Der Patientenvertreter Dr. Andreas Keusch weist in einem neuen Schreiben explizit darauf hin, dass aus mehrerlei Hinsicht, trotz der aktuellen Debatte um Optimierung der Behandlungsqualität und Kosteneffizienz des Gesundheitssystems, einmal mehr versucht wird, die „Angelegenheit unter den Teppich zu kehren.“

«Paradies für Geldgierige»

Mangelhafte medizinische Qualitätsförderung / medizinisch transparenter Qualitätswettbewerb - Dr. Andreas Keusch, Patientenvertreter Die aktuell transparent publizierten Ergebnisse des Herzchirurgie-Zentrums des «Universitätsspitals Zürich» unter Prof. Dr. med. Dr. h.c. Paul Robert Vogt zeigen deutlich auf, wie man innert kürzester Zeit die Patientensicherheit gemäss ärztlicher Sorgfaltspflicht und der damit einhergehenden risiko-adjustierten Qualitätsförderung und Kontrolle zu fördern und abzusichern vermag.

Ein Vorbild, wie man diese schweizweit in sämtlichen medizinischen Fachbereichen, insbesondere in der Intensivmedizin, im Rahmen eines medizinischen Kostenwettbewerbs zur Förderung der Indikations- und Behandlungsqualität und damit der nachfolgenden Kosteneffizienz unseres Gesundheitssystems langfristig fördern könnte, wenn man denn seitens der dafür verantwortlichen Politik mit deren «Legislative» und «Exekutive» tatsächlich bereit dazu wäre, nicht nur sehr einseitig und amtsmissbräuchlich gesetzesmissachtend das Wirtschaftswohl der diversen Stakeholder im Schweizer Gesundheitssystem über die Patientensicherheit stellen zu wollen …

Bei der aktuellen Debatte um die Gesundheitskosten, resp. Prämienbelastung 2023 fehlt mir die generelle Diskussion zur systematischen Förderung der medizinischen Indikations- und Behandlungsqualität durch die «Legislative» und «Exekutive» gemäss den Grundregeln KVG mit WZW, welcher übrigens bis heute eine «WZW-Positivliste» fehlt, um auch die Kosten bei der Leistungskontrolle und Leistungsabrechnung der Kassen signifikant senken zu können. Mangelhafte Indikationsqualität und fehlende Kontrolle und Optimierung der Behandlungsqualität fördert kostensteigernde medizinische Überleistungen, Mengenausweitungen.

Vermeidbare Komplikationen und Todesfälle ermöglichen zudem einerseits weitere medizinische Mengenausweitungen als auch politisch erwünschte Kosteneinsparungen dank verfrühten Todesfällen für die Krankenkassen. Sie wissen, dass mir als politisch unabhängiger Patientenvertreter diese Thematik der systematisch fehlenden medizinisch adäquaten – risiko-adjustierten – Qualitätskontrolle zentral am Herzen liegt.

Ein Paradebeispiel dieses vorliegenden nachweisbaren Versagens der adäquaten politischen Einforderung und Umsetzung adäquater Q-Förderung und externer Kontrolle stellen dabei z.B. die Qualitätsprobleme der Herzchirurgie Zürich in den Jahren 2016 bis 2019 dar, welche ich in mehreren Informationsschreiben gegenüber Politik, Gesundheitsbehörden und «4. Gewalt» thematisiert habe.

Zur Erinnerung: «Das Unispital und das Stadtspital Triemli lassen ihre Herzchirurgie überprüfen – die Mortalitätsraten sind zu hoch.» «2016 betrug die Sterberate im Unispital 4,8 statt 2,6 Prozent, im Triemli 5 statt 3,9 Prozent. Eine Zwischenanalyse der Daten zeigt auch für 2017 zu viele Todesfälle.» «Am schlechtesten sind die Resultate bei den Bypässen. … Das ergibt eine Mortalitätsrate von 7,1 Prozent – 2,5 Prozent mehr als der erwartete Wert. Beim Stadtspital Triemli betrug dieser Wert 8,6 – 4,6 Prozent mehr als erwartet.» In Zürich sterben zu viele Herzpatienten nach OPs - TagesAnzeiger, 31. März 2018

«Das Unispital Zürich und das Triemli haben ein gröberes Problem: Ihre Herzchirurgie weisen überdurchschnittlich hohe Mortalitätsraten auf.» «Im Berner Inselspital hingegen, wo landesweit am meisten Herzoperationen durchgeführt werden, lag die Rate in den Jahren 2015 und 2016 bei 3,5 Prozent und damit im erwarteten Bereich.» Zürich: Zu viele Todesfälle nach Herzoperationen - Medinside, 31. März 2018 - 2020 übernahm Prof. Dr. med. Paul Robert Vogt die Leitung der Herzchirurgie USZ. Er ist gemäss dessen medizinischer Ethik und ärztlicher Sorgfaltspflicht stringenter Verfechter von risiko-adjustierter Q-Förderung und Kontrolle.

«Die exakte Darstellung einer adäquaten Qualitätskontrolle – dem zentralen Punkt jeder Reformbemühung im Schweizer Gesundheitswesen – übersteigt den Rahmen dieses Manuskriptes. Soviel sei gesagt: eine adäquate Qualitätskontrolle ist auf der Basis einer Risiko-adjustierten Methode zuverlässig möglich. Gerade bei invasiven Maßnahmen am Patienten erlaubt sie nicht nur eine präzise Kontrolle einer ganzen Klinik, eines einzelnen Departements oder einer einzelnen Maßnahme. Sie erlaubt ebenso einen Vergleich zwischen einzelnen Kliniken und einzelnen Akteuren über eine selbst definierte Zeit. Selbst kurzfristige Leistungsschwankungen sind vollumfänglich berechen- und graphisch darstellbar.

Die beispielhafte Präsentation, wie eine solche Qualitätskontrolle im Alltag funktioniert – und das tut sie – ist die Aufgabe einer entsprechenden Präsentation, da sie sich nur graphisch umfassend und klar darstellen lässt. Sie sollte sich jedoch an das Programm des „National Surgical Quality Improvement Program“ anlehnen (Shukri F. Khuri, MD (ed): Quality, advocacy, healthcare policy, and the surgeon. Annals of Thoracic Surgery 2002;74:641-9).»

Zur Reform des Schweizerischen Gesundheitswesens – Ein auf Ethik und Medizin basierendes Konzept - Die Mittelländische Zeitung, 5. Juli 2020 -https://www.mittellaendische.ch/2020/07/05/zur-reform-des-schweizerischen-gesundheitswesens-ein-auf-ethik-und-medizin-basierendes-konzept/#gsc.tab=0 Unterdessen wurde der «Qualitätsbericht» des USZ in der Herzchirurgie zu den Mortalitätsraten, von der Politik und der «4. Gewalt» natürlich wie immer totgeschwiegen, veröffentlicht:

Qualitätsbericht 2021 USZ - https://usz-jahresbericht.ch/qualitaetsbericht/kliniken-zentren/herzzentrum/?fbclid=IwAR0NelaCq1UFQ4TOfERkGEL62C_cUVRFvcQXPp5v-phKlAgxQHmzrxLfGPs Dieser öffentlich nachweisliche und einsehbare Leistungsausweis eines Verfechters adäquater risiko-adjustierter Q-Förderung und Kontrolle sollte aufgrund der Vorgeschichte nun jeder / jedem zu denken geben! Man vergesse dabei nicht, dass auch unter Prof. Vogt dieselbe Problematik der Operation schwierigerer Fälle besteht, welche Prof. Genoni und Prof. Maisano noch als vertuschende Ausrede deren angeblichen Qualitätschirurgie aufführten!

Gerade bei der aktuellen Diskussion um Elimination der Kostenineffizienz steigernder medizinischer Über- / Fehlleistungen sowie Mengenausweitungen sollte dieser Bericht von grossem Interesse sein, wie man am USZ aktuell operiert und die vorher m.E. ‘hundslausige’ erbärmliche patientensicherheitsgefährdende Operationstätigkeiten am USZ unterdessen wieder in den grünen Bereich zu bringen vermochte! Gerade die Organisationen, die sich angeblich aktuell um die Förderung der Behandlungsqualität kümmern, sowie die «Legislative» und «Exekutive» von Bund und Kantone sollten grösstes Interesse daran haben! Wie sieht es zudem im aktuellen Vergleich der Herzchirurgie USZ mit den anderen Schweizer Herzchirurgiezentren aus?!

Auch habe ich grosse Mühe, dass die Patientenorganisationen sich wie immer in Deckung bringen, dieses heisse Eisen im Interesse der Wahrung der körperlichen Integrität der Patient*innen nicht anzufassen wagen! Liegt es etwa darin, weil diese Organisationen mehrheitlich von medizinisch berufsfremden Parteisoldat*innen geleitet werden, welche im Rahmen der übergeordneten Gesundheitspolitik und der damit einhergehenden mangelhaften Einforderung und Umsetzung adäquater Q-Förderung sowie externer Kontrolle systembedingt so stets zu schweigen haben?!

Denn immerhin geht es um sehr viel Geld, auf welches die diversen Stakeholder dieses Gesundheitssystems nicht verzichten wollen! «Ist man nicht gewillt, 20 Milliarden zu sparen, weil damit u.a. Arbeitsplätze in Gefahr sind, oder weil die Ausgaben im Gesundheitswesen benützt werden, uns einen jährlichen Anstieg unseres Bruttosozialproduktes zu „verkaufen“, muss die Politik das sagen.» Zur Reform des Schweizerischen Gesundheitswesens – Ein auf Ethik und Medizin basierendes Konzept - Die Mittelländische Zeitung, 5. Juli 2020 - https://www.mittellaendische.ch/2020/07/05/zur-reform-des-schweizerischen-gesundheitswesens-ein-auf-ethik-und-medizin-basierendes-konzept/#gsc.tab=0

Wenn man nun also nicht gewillt ist, 20 Mrd. auf Kosten der Patientensicherheit, Behandlungssicherheit und Kosteneffizienz unseres Gesundheitssystems sparen zu wollen, dann sind die Grundlagen «struktureller Korruption» im Schweizer Gesundheitssystem gegeben, welche im Gesundheitssystem eben dazu führt, dass sich Therapieformen oder Medikamente sowie oberflächliche Indikationsstellungen zu eigenbereichernden Leistungsangeboten dank Missachtung der gesetzlichen Grundlagen entwickeln, so eben patientensicherheitsgefährdende und kosteneffizienzverschlechternde Behandlungsqualität gezielt gefördert wird.

Auch privatwirtschaftliche Versicherungslobbyisten wie z.B. Felix Schneuwly, der sich zudem stets als Gesundheitsexperte selbstdarstellerisch darzustellen beliebt, sich angeblich für die Sicherheit der Patienten dank gezielter Förderung der Behandlungsqualität einsetzt, haben kein wirkliches Interesse an adäquater Förderung medizinischer Indikation und Outcome als Grundlage unseres Gesundheitssystems. Dr. med. Hans Ulrich Iselin, ehemaliger Präsident des Aargauischen Ärzteverbands, hat sich auf der FB-Seite des Lobbyisten Felix Schneuwly ebenfalls wie folgt darüber beklagt, dass in der Schweiz niemand ein Interesse an adäquater Förderung medizinischer Indikations- und Behandlungsqualität aufweist!

Der privatwirtschaftliche Versicherungslobbyist Schneuwly versucht sogar jegliche Versuche auf Aufklärung der Bedeutung adäquater Q-Förderung und externer Kontrolle mit gezielt diskreditierenden Kommentaren erneut unter den Tisch zu schieben. Wenn nun also die Förderung von medizinischer Indikation und Behandlungsqualität seitens der «Legislative» und «Exekutive» nun nicht einfach nur als Fremdwort gehandhabt, resp. die gesetzlich verankerten Grundlagen zur adäquaten Q-Förderung und Kontrolle nicht weiterhin amtsmissbräuchlich unter den Tisch geschoben werden sollen.

Der privatwirtschaftliche Versicherungslobbyist Schneuwly versucht sogar jegliche Versuche auf Aufklärung der Bedeutung adäquater Q-Förderung und externer Kontrolle mit gezielt diskreditierenden Kommentaren erneut unter den Tisch zu schieben. Wenn nun also die Förderung von medizinischer Indikation und Behandlungsqualität seitens der «Legislative» und «Exekutive» nun nicht einfach nur als Fremdwort gehandhabt, resp. die gesetzlich verankerten Grundlagen zur adäquaten Q-Förderung und Kontrolle nicht weiterhin amtsmissbräuchlich unter den Tisch geschoben werden sollen.

Dann wird es höchste Zeit, die Qualitätsergebnisse des USZ in der Herzchirurgie unter der noch aktuellen Leitung von Prof. Vogt genauestens zu analysieren und die richtigen Schlüsse für systematisch eingeforderte und gehandhabte patientensicherheits- und kosteneffizienzfördernde Q-Förderung zu ziehen. Dies nun nicht nur in der Herzchirurgie sondern eben in allen medizinischen Fachbereichen. Als kritisch hinterfragender Patientenvertreter verlange ich im öffentlichen Interesse unserer Patient*innen sowie Prämienzahler*Innen von der «Legislative» und «Exekutive» von Bund und Kantone sowie von der «Ärzteschaft FMH» mit deren Präsidentin Yvonne Gilli endlich eine adäquate Förderung medizinischer Indikations- und Outcomequalität!!!

Zudem würden mich die stets geheim gehaltenen Angaben zu den tatächlichen Mortalitäts- und Komplikationsraten der Herzchirurgie Zürich der letzten 10 Jahre interessieren, an die man als gewöhnlicher Patientenvertreter leider nicht herankommt, aber stets von meinungsmanipulierenden Lobbyisten wie Felix Schneuwly als Ausgangslage eingefordert werden, um überhaupt darüber diskutieren zu können. In diesem Sinne ist ebenfalls darauf hinzuweisen, dass die Managed Care Netzwerke, die gemäss deren eigenen Angaben nach angebliche adäquate Q-Förderung und Kontrolle betreiben (z.B. EQUAM), ebenfalls endlich transparente Belege zu deren Behandlungsqualität und Kosteneffizienz vorlegen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit in dieser Angelegenheit, die trotz der aktuellen Debatte um Optimierung der Behandlungsqualität und Kosteneffizienz unseres Gesundheitssystems einmal mehr von allen Seiten her unter den Tisch geschoben wird … Andreas Keusch, Patientenvertreter, MEDVICE, 8808 Pfäffikon SZ Originalartikel: https://www.mittellaendische.ch/2022/10/27/mortalit%C3%A4tsraten-bei-herzchirurgischen-eingriffen/#gsc.tab=0

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