
Es bildet sich ein Suchtgedächtnis.

Berlin [ENA] Es entstehen mehr Nervenzellen, die auf Alkohol ansprechen. Denn je mehr Nervenenden bereitgehalten werden, an denen die Alkoholmoleküle andocken. Die Anlage des Suchtgedächtnisses ist dauerhaft und lässt sich nicht mehr löschen. Sucht ist eine Störung des Belohnungssystems im Gehirn.
Unter Wissenschaftlern wird derzeit ein neuer und viel versprechender Ansatz der Suchttherapie diskutiert. Hierbei wird das Suchtgedächtnis pharmakologisch „gelöscht“ und gewissermaßen neu programmiert. Während bisherige Therapien an den Symptomen der Sucht ansetzen, soll eine Suchterkrankung auf diese Weise kausal behandelbar sein. Der Vorteil: Der Patient hat kein Verlangen mehr nach der Droge. Dies wäre entscheidend, denn auch nach erfolgreicher Abstinenztherapie bleibt die Drogengier, die eine permanente Rückfallgefahr in sich birgt, meist erhalten.
Auf der 13. Wissenschaftlichen Tagung der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie stellte der Berliner Neurobiologe seine „Rückprägungstheorie“ vor. Gemeinsam war es ihm gelungen, bei opiatsüchtigen Ratten durch Gabe von Corticocoiden eine erneute Prägung des Suchtgedächtnisses zu induzieren und dann durch eine gezielte Kombination mit einem Opiat fortzuführen. Wie bei einem Computerspeicher werde das bestehende Suchtgedächtnis gelöscht und mit neuen Eintragungen überschrieben. Wäre das Modell auf den Menschen übertragbar, würde das Rückprägungskonzept eine neue Ära in der Opiattherapie einleiten. Diese Frage ist freilich gegenwärtig noch offen. Derzeit wird das patentierte Therapiekonzept in Einzelfallstudien erprobt.