
Thomas Hellmuth "Frankreich im 19. Jahrhundert"
Wien [ENA] Der Professor am Institut für Geschichte Thomas Hellmuth hat für Frankreichliebhaber ein anspruchsvolles Buch geschrieben, dass versucht die Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft nach dem Donnerschlag der Französischen Revolution als "eingezäunte" Kulturgeschichte zu begreifen, in der im "offenen Diskurs" Freiheit ermöglicht aber auch beschnitten wird und Kulturgeschichte zu einer schillernden Manifestation wird.
Obwohl in dem Buch "Frankreich im 19. Jahrhundert" ein verwegener Ritt duch Geschichte, Philosophie und Kunst gewagt wird, der im Dickicht unzähliger Namen und Details die Unüberschaubarkeit mit Hilfe eines einfachen Theorierasters zu bezwingen sucht, verwehren sich die Massen an Informationen oft dem theoretischen Zugriff. Hellmuths Theoriebausteine sind hauptsächlich die "eingezäunte Freiheit", der "offene Diskurs" und die "zivilisierende Nation". Zivilisierung bedeudet hier zunächst die Abschaffung des Ancien Régime und die Errichtung eines Verfassungsstaates, wobei die bürgerliche Gesellschaft der Zivilisation zum Durchbruch verhelfen soll. Kultur soll im offenen Diskurs als Gegenwelt erlaubt sein und die ideologische Grundlage bilden.
Sehr wohl beruft sich Hellmuth auf die Vordenker der Aufklärung wie John Locke, der im Freiheitsbegriff die Notwendigkeit für legislative Gewalt sieht. Vielleicht ist das der Grund für den grenzenlosen zivilisatorischen Anspruch der bürgerlichen Gesellschaft, die auch noch im offenen Diskurs immer wieder totalitäre Verwerfungen zeigt. Trotz leidenschaftlicher Freiheitssehnsucht konnte sich das System nicht der legislativen Gewalt entziehen, die wie ein Spinnennetz die Gesellschaft immer wieder zu erdrücken droht und sich im Bürokratismus seine Zivilisierungsarmee heranzüchtet, die mit Hilfe der modernen Technik aus dem fruchtbaren Acker Welt eine Betonwüste macht.